Auf www.tagesschau.de (12.06.2022 um 02:45) liest man die folgenden Zeilen:
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat Altkanzler Gerhard Schröder für dessen Geschäftsbeziehungen zu Russland kritisiert. „Gerhard Schröders Engagement für russische Energieunternehmen hat in Europa, insbesondere bei unseren osteuropäischen Nachbarn, viele Fragezeichen auch in Bezug auf unser Land hinterlassen“, sagte Steinmeier der „Bild am Sonntag“. „Das war nicht gut.“
Bemerkenswert! Nun also auch Steinmeier. Weiter heißt es dort:
Steinmeier arbeitete in der Vergangenheit politisch eng mit seinem Parteifreund Schröder zusammen – von 1999 bis 2005 war er während dessen Regierungszeit Chef des Kanzleramts. In dem Interview distanzierte der Bundespräsident sich auch persönlich von ihm: „Wir sind 15 Jahre zusammen einen Weg gegangen, seit 17 Jahren gehe ich meinen politischen Weg ohne ihn. In dieser Zeit hat Gerhard Schröder persönliche Entscheidungen getroffen, die uns auseinandergeführt haben“, sagte Steinmeier. Er habe ihm dieses Jahr auch nicht zum Geburtstag gratuliert.
Meine Frage ist nun, ob dies wirklich reichen soll und kann. Frappiert hat mich besonders der versäumte Geburtstagsgruss. Zum Fall Schröder mag man denken, wie man will. Beeindruckt hat mich, dass er das Problem Putin offenbar zunächst aussitzen wollte und erst aktiv wurde, als man seine Altkanzlerpfründe zu berühren drohte.
Dies ist eine weitere Ausgabe politischer Kleinlichkeit, oder vielmehr kläglichen Kleingeists: Schon Christian Wulff sollte man, so forderten und re-iterierten es jedenfalls lautstark die Medien, die Altersbezüge eines Bundespräsidenten streichen – meines Erachtens eine Neiddebatte, die die Öffentlichkeit von den wahren Problemen des politischen Systems abzulenken vermag und womöglich auch soll.
Wäre Steinmeier ein Mann von Charakter, so wäre er gleich zu Beginn des Angriffs auf die Ukraine zurückgetreten. Die Öffentlichkeit ist jedoch vergesslich…
Autor: Marcus Greferath